Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
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SED, 1946 aus der Vereinigung ( Zwangsvereinigung ) der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Sozialdemokratischen Partei
Deutschlands (SPD) entstandene politische Partei, die bis 1989 die entscheidenden Machtpositionen in Staat und Gesellschaft der DDR
innehatte. Die Ziele der zentralistisch gegliederten SED, die sich als "Partei der Arbeiterklasse" verstand, basierten auf der
Ideologie des Marxismus-Leninismus.
Die SED, die zuletzt mehr als 2,3 Millionen Mitglieder hatte, verfügte über ein in
der Verfassung der DDR festgelegtes Recht, die grundlegenden Ziele und Inhalte der gesellschaftlichen Entwicklung in der DDR zu bestimmen.
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Dementsprechend stellte die SED, die in Betrieben, Institutionen und Wohngebieten über ein weitgefächertes Netz an Basisorganisationen
verfügte, fast alle Führungskräfte im Bereich des Staates und der Wirtschaft der DDR. Die jeweiligen Leitungen der SED verfügten in
Ministerien, Verwaltungen und Betrieben über umfassende Kontroll- und Weisungsrechte. Auch die in der "Nationalen Front" zusammengefassten
Blockparteien, die Christlich-Demokratische Union Deutschlands (CDU-Ost), die Liberaldemokratische Partei Deutschlands (LDPD) und die
Nationaldemokratische Partei Deutschlands sowie die großen gesellschaftlichen Organisationen ordneten sich der von der SED
beschlossenen politischen Linie unter.
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Die Macht in der SED lag in den Händen des Politbüros, einer kleinen Gruppe von Spitzenfunktionären, die in internen Sitzungen die
jeweilige aktuelle Politik festlegten. Ein umfassender, dem Zentralkomitee der SED beigeordneter Apparat bereitete die Entscheidungen des
Politbüros vor, kontrollierte die Durchführung der Parteibeschlüsse in den Parteigliederungen und leitete die staatlichen Behörden an. Die
Parteitage und Tagungen des ZK der SED dienten in erster Linie der Bestätigung und öffentlichen Propagierung der SED-Beschlüsse. Die
Mitglieder der Partei wurden auf Versammlungen, in einem weitgefächerten System der politischen Schulung und durch den SED-Propagandaapparat
auf die jeweiligen Beschlüsse eingeschworen.
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Parteimitglieder, die kritische Positionen gegenüber der offiziellen Linie der SED-Führung vertraten oder politische Alternativen zum
bürokratischen DDR-Sozialismus entwickelten, wurden diszipliniert oder aus der Partei ausgeschlossen. Bereits der von der KPD und der sowjetischen
Besatzungsmacht forcierte Zusammenschluss der beiden Arbeiterparteien KPD und SPD im Jahr 1946 kam nicht ohne Zwangsmittel aus.
Die Sozialdemokraten in der SBZ und dann in der DDR waren ohne politische Heimat: ihnen blieb nur die Flucht nach Westen (was über 100.000 taten)
oder sich öffentlich dem Kommunismus anzupassen, also "überzulaufen" (wie Grotewohl u.a. Funktionäre). Das Schlimmste passierte denen,
die weder das eine noch das andere wollten oder konnten. Gegen Tausende Sozialdemokraten in der SBZ/DDR wurden Repressalien angewandt, sie
wurden verfolgt, in "Speziallager" und Zuchthäuser geworfen.
Sozialdemokratische Ideen und Traditionen wurden in der
SED in der Folgezeit rigoros zurückgedrängt. Ähnlich ging die SED-Spitze gegen andere so genannte "ideologische Abweichungen" vor.
Besonders in den fünfziger Jahren unter Führung Walter Ulbrichts durchlief die SED mehrere Säuberungen" nach sowjetischem Muster, die
sich gegen Sozialdemokraten, oppositionelle Kommunisten und kritische Intellektuelle richteten. In politischen Krisensituationen, wie dem
Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953, war die SED nicht in der Lage, die sozialen und politischen Probleme der DDR-Gesellschaft dauerhaft zu
lösen und konnte sich damals nur dank der sowjetischen Besatzungsmacht an der Macht halten. Oppositionelle Gruppen und Strömungen außerhalb
der Partei wurden von der SED mit dem offiziell als "Schild und Schwert der Partei" bezeichneten Ministerium für Staatssicherheit (Stasi)
überwacht und rigoros bekämpft. Die Akzeptanz der SED in der ostdeutschen Bevölkerung blieb auch in der von einem gewissen Wohlstand und
innerer Stabilität geprägten Ära des SED-Generalsekretärs Erich Honecker eher gering. Den unter Michail Gorbatschow einsetzenden Kurs
von "Glasnost" und "Perestroika" in der Sowjetunion lehnte die SED-Führung ab. Sie sperrte sich auch weiterhin gegen demokratische
Reformen und eine freie öffentliche Meinung.
Die erstarkende Bürgerrechtsbewegung und die Ausreise Tausender DDR-Bürger
in den Westen führten 1989 zum Zusammenbruch der DDR. Die SED verlor im Zuge der so genannten "Wende" ihre Machtposition, da auch viele
Parteimitglieder zu dem dogmatischen Kurs der Parteispitze auf Distanz gegangen waren. Mit einer nach 1989 stark verringerten Mitgliederbasis
formierte sich die SED unter dem Namen Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) im Dezember 1989 neu.
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